UNTERNEHMENSSTRUKTUREN MÜSSEN SICH ÄNDERN

Um Führungspositionen für Frauen verlockender und einfacher zugänglich zu machen, müssen sich Organisationsstrukturen und Personalführung ändern. Was gibt es für Lösungsansätze?

Dass in den Unternehmen nur die Leistung und nicht das Geschlecht zählt, wird häufig gesagt, sobald es um Diversität und Geschlechtergleichheit in Führungspositionen geht. Wie Experte für Digitale Transformation und Feminist Robert Franken weiss, ist dies ein Irrglaube. In seinem Blog „Digitale Tanzformation“ schreibt er, dass in männerdominierter Umgebung Frauen schlicht und ergreifend nicht den Hauch einer Chance hätten, ihr Können und ihr Potenzial zu entfalten. Diese Systeme und Organisationskulturen seien ausschliesslich auf das Fortkommen von Männern ausgerichtet. Es sei ein Kardinalfehler der Personalabteilungen, Frauen durch Fortbildungen und Coachings das männliche Führungssystem beizubringen. Nicht die Frauen, sondern die Organisationsstrukturen müssten sich ändern. Man brauche emotional intelligente Führungskräfte, die die Systeme und Strukturen dehnen können. Nur so entstünden Freiräume, in denen man kreativ und innovativ agieren könne. Nebst dem, dass Robert Franken sich für Organisationseinheiten, die sich um das Kerngeschäft kümmern einsetzt, plädiert er für von Allen akzeptierte flexible Einheiten für Experimente, neues Denken und Arbeiten. Besagtes führe in Unternehmen zwangsläufig zu einem gewissen Mass an Binnen-Diversität, sodass Innovation und Prozessoptimierung einander nicht ausschliessen.

Talentförderung – egal ob Frau oder Mann

Die Konsequenzen sind spürbar: Viele Frauen scheiden schon vor dem Erreichen einer Führungsposition aus dem Unternehmen aus. Die Gründe, weshalb junge, weibliche Talente ein Unternehmen wieder verlassen, werden von Führungskräften oft falsch eingeschätzt. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie „What Executives Need to Know about Millennial Women“ des „Internationalen Consortium  for Executive Development Research). Entgegen den Vermutungen liegen die Beweggründe häufig nicht in der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Jungen Talenten geht es um eine angemessene Bezahlung, Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens, sinnvolle und fordernde Tätigkeit und um Wertschätzung und Kommunikation.

Die logische Konsequenz daraus ist: Es brauch eine geschlechtsunabhängige Talentförderung. Nur durch diese Weise liessen sich die Potenziale und Ressourcen von allen nutzen und die Stärken beider Geschlechter optimal ausschöpfen. Franken schreibt in seinem Blog, dass der Schlüssel zur Nutzung und Entfaltung echter Komplementarität im Zusammenwirken der Geschlechter „Gender Empathy“ laute. Das Prinzip beruhe auf der Fähigkeit, Vielfalt zu antizipieren und die Unterschiede von Frauen und Männern positiv nutzbar zu machen.

Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor

Studien zeigen, dass die geschlechterspezifische Diversität den betriebs- und volkswirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen positiv beeinflusst. Franken erklärt, Frauen seien in der Lage, viele unterschiedliche Parameter bei der Suche nach Lösungen einzubeziehen. Sie bringen eine andere Art von Kommunikation und Kollaboration mit an den Tisch. Und sie können dabei helfen, schädliche Normativität zu entfernen.

Dies kann zu mehr Inspiration und Kreativität führen, was ein entscheidender Wettbewerbsvorteil ist. Agilität und Innovationsfähigkeit seien überlebenswichtig und ohne neue Führungsstrukturen und Vielfalt in den Teams nicht zu haben, bestätigt auch Wiebke Ankersen. Sie ist Geschäftsführerin der AllBright Stiftung, die sich für mehr Frauen und Diversität in Führungspositionen einsetzt. Es reiche nicht, Frauen zu rekrutieren, man müsse auch aushalten können, wenn sie anders agieren als Männer. Ganz gleich, ob es um Entscheidungsfindungen oder Konfliktlösungen gehe, das Wissen und Verständnis für die unterschiedlichen Denk- und Handlungsmuster von Frauen und Männern könne Teamarbeit grundlegend verändern und zu völlig neuen Ergebnissen führen.

Laut Frankens Auffassung ist die Entfaltung dieses Potenzials eine der wichtigsten Management-Aufgaben der Zukunft. Darin stecken Chancen für eine erfolgreiche digitale Transformation, für bestmögliche Zusammenarbeit und ein ideales Miteinander. Dadurch können Unternehmen aus bestehenden Ressourcen viel mehr herausholen, als es durch die Implementierung neuer Technologien auch nur ansatzweise möglich wäre, sagt Franken. Diversität und Gender Empathy als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg zu verstehen, ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern der moderne Weg der Unternehmensführung.

Quelle: https://initiative-chefsache.de/fuer-mehr-frauen-in-fuehrungspositionen-muessen-sich-unternehmen-aendern